Kleine Geschichte des Gerresheimer Bahnhofs

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Kleine Geschichte des Gerresheimer Bahnhofs.

Diese Daten stehen für den Beginn der Industriealisierung in der Region und den Beginn eines immensen Wachstums der Stadt Düsseldorf vom Bürgerstädtchen zum Industriestandort: Beginn des Baues der ersten Westdeutschen Eisenbahnstrecke zwischen Düsseldorf und Elberfeld ab 09.April 1838. Eröffnung des ersten Streckenabschnitts bis Erkrath am 20.12. 1841.

Die erste Bahnstation Gerresheim muss man sich als kurzen geschotterten Perron auf „der grünen Wiese“ vorstellen, wohl nur auf Drängen zweier Gerresheimer Bürger errichtet, welche Aktien für diese anfangs privat geführte Strecke besaßen. Eine sehr genaue Vorstellung eines ersten hölzernen Bahnhofgebäudes findet sich auf einem kleinen Aquarell-Skizze des Landschaftsmalers Caspar Scheuren aus dem Jahr 1846. Erste Neubauten bzw. Erweiterungen erfolgten in Steinbauweise in den Jahren 1866 und 1877. Der Baubestand des heute noch bestehenden Gebäudes mit Wartesaal und Güterschuppen stammt fast unverändert aus dem Jahr 1888/89. Er ist damit der älteste Bahnhof Düsseldorfs an der ältesten Bahnstrecke Westdeutschlands.

Nachdem im Obergeschoss Wohnungen für das Reichs- bzw. Bundesbahn-Betriebspersonal entstanden, wurde in den 1970er Jahren der Fahrkartenverkauf und die Nutzung durch Reisende aufgegeben. Im östlichen Anbau befand sich seit ca. 1950 eine Gaststätte, im Güterschuppen öffnete nach dessen Aufgabe ein Getränkehandel. Die Wartesäle wurden von der DB mit Leichtbauwänden unterteilt und als Büros genutzt, der westliche Zwischenbau als Lager (heute „Galerie-Saal“).

Schon seit den 1990er Jahren wurde von einzelnen Personen und Vereinen seine Unterschutzstellung gefordert. Er stand jedoch einer geplanten Umgehungsstraße im Wege. Die Schließung der Glashütte im Jahr 2005 mit dem drohenden Abriss aller historischen Produktionsgebäude, der gleichzeitig im Raum stehenden Niederlegung des Bahnhofs und der kurz bevorstehenden Abrisses des letzten Ziegelei-Ringofens an der Bergischen Landstraße wäre der Verlust der wichtigsten baulichen Zeugen der frühen Industriealisierung gewesen.

In dieser Phase entwickelten die Gerresheimer Historiker Gaby und Peter Schulenberg sowie Dr. Peter Henkel erste Ideen, die Eckpunkte Ziegelei und Bahnhof innerhalb eines „Industriegeschichtlichen Pfades“ zu verknüpfen und gleichzeitig die Industriegeschichte Düsseldorfs und Gerresheims aufzuarbeiten. Die Pläne wurden von engagierten Bürgern dann weiterentwickelt und im Jahr 2007 gründete sich der Förderkreis Industriepfad Düsseldorf-Gerresheim e.V., heute Förderkreis Industriekultur Düsseldorf, kurz FKI. Besonders seinem Einsatz ist die Erhaltung des Ringofens, der drei Industriedenkmäler auf dem Glashüttengelände und auch des Bahnhofs zu verdanken, welcher 2010 doch noch unter Denkmalschutz gestellt wurde.

Kurze Zeit danach bot die Deutsche Bundesbahn als Eigentümer den Bahnhof zum Verkauf an. Piet Neiser, ein Düsseldorfer Architekt, konnte ihn erwerben und begann umgehend mit der vorsichtigen denkmalgerechten Sanierung. Beim Rückbau moderner Bauteile unter Bewahrung aller historischen Details stellte sich heraus, dass auch im inneren des Baues die Raumeinteilung der Wartesäle und der Güterabfertigung Architektur im Originalzustand von 1888/1889 erhalten war. Heute wird der historische Gerresheimer Bahnhof für kulturelle Veranstaltungen, Events und Familienfesten genutzt.

(30. August 2018) Gaby und Peter Schulenberg Dreherstr. 12 40625 Düsseldorf